19 Oldtimer der Baujahre 1899 bis 1916 waren Anfang August in und um Höchstadt auf den Straßen zu sehen. Während drei Ausfahrten legten die Fahrzeuge mehr als 250 Km zurück. Rund um Höchstadt mit einer Kaffeepause im Garten des Schlosses Atzelsberg, der Besuch im Freilandmuseums in Bad Windsheim und die Fahrt durch das Karpfenland mit einem Stopp in Herzogenaurach, standen auf dem Programm. Um es vorweg zu nehmen: nicht alle Fahrzeuge haben die Strecken problemlos bewältigt– manchmal war auch Hilfe notwendig.
Die Ausfahrten verliefen ohne größere Probleme – selbst das älteste Fahrzeug, der Peugeot aus dem Jahr 1899, machte erst während der letzten Ausfahrt schlapp.
Donnerstag, 4. August 2016 gegen 13:00 Uhr
Alle Teilnehmer der Karpfenland-Ausfahrten sind inzwischen eingetroffen. Die Oldtimer stehen auf dem Geländes die Omnibus-Betriebs-Vogel zum Start bereit.
Die Oldtimer tuckern – vorbei an den Karpfenweihern – nach Möhrendorf. Der erste Stopp ist an den Wasserschöpfrädern an der Regnitz geplant.
Rolf Dürschner und Dieter Setzer informieren uns über die historische Bedeutung der Giganten aus Holz am Ufer der Regnitz.
Vom 18. Jahrhundert bis heute werden die Felder und Wiesen am Ufer der Regnitz mit Schöpfrädern bewässert. Damals standen mehr als 250 Wasserschöpfräder zwischen Schwabach im Süden und Forchheim im Norden, an der Regnitz. Heute sind im Bereich von Möhrendorf noch acht dieser Ungetüme in Betrieb.
Gemäß der heute noch gültigen »Baiersdorfer Wasserordnung« aus dem Jahre 1693 dürfen die Schöpfräder nur von Mai bis September eines jeden Jahres laufen: Reichlich Arbeit für Landwirte und engagierte Mitglieder von Vereinen, Stammtischen und poli-tischen Parteien! Zum Saisonbeginn – nach Abfließen des Frühjahrshochwassers – werden die wuchtigen Holzkolosse von kräftigen Männern aufgestellt, am Ende des Sommers müssen sie dann wieder abgebaut und eingelagert werden.
Die Oldtimer setzen ihre Fahrt fort – bis zum nächsten Stopp sind es nur wenige Kilo-meter. Die Strecke hat es in sich – gleich hinter Bubenreuth beginnt die Steigung. Von Bräuningshof zur Kaffeepause im Schloß Atzelsberg geht es steil bergauf.
Schloß Atzelsberg ist ein dreigeschossiger Sandstein-Quaderbau mit Mansard-Walm-dach, inmitten eines trockenen Grabens. Erbaut wurde das Schloß in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den Nebengebäuden befindet sich eine edle Gastwirtschaft. Wir kehren ein und stärken und bei Kaffee, Eis und leckerem Kuchen.
Unsere fleißigen Helferinnen Traudel und Babsi sind heutigen bei der Ausfahrt dabei.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Heimweg nach Höchstadt.
Die Ford T der Messingklasse – Fahrzeuge bis Baujahr 1918 – waren immer zuverlässige Oldtimer. Doch bei dieser Ausfahrt hatte einer der Ford T immer wieder seine Macken. Mal fuhr er – dann fuhr er wieder nicht. Das kostete Nerven – bei dem Besitzer und bei den Helfern. Der Fehler trat immer wieder auf – bis zum Ende der Ausfahrten. Also: alles Gute für dich Tin-Lizzi – bei den nächsten Ausfahrten solltest du wieder fit sein!
Vor dem Ziel – Höchstadt, Große Bauerngasse 62 – gibt es einen Stopp in Kieferndorf. Wir besuchen den Karpfen-Papst – Dr. Oberle und werden mit Sekt empfangen.
Freitag, 5. August 2016 gegen 8:00 Uhr
Mit den Oldtimern ist es wie mit den Frauen:
nicht nur die Gesundheit ist wichtig – auch das Outfit muss stimmen.
Im Depot des Omnibusbetriebs Vogel – stehen die Autos blankgeputzt zur Ausfahrt –bereit. Es wird gefachsimpelt, dann wird die große Fahrt gestartet. Entlang der Aisch fahren wir durch das Frankenland zum Freiland-Museum bei Bad Windsheim.
Bei diesen Oldtimern, die fast alle mehr als 100 Jahre alt sind, muss alles echt – also historisch belegt – sein. Von den Rädern, der Farbe, der Beleuchtung, dem Gepäck, dem Reservekanister bis hin zu den kleinsten Details – alles muss stimmen.
Die Oldtimer wurden aus den USA, England, Belgien oder Frankreich importiert und originalgetreu restauriert – oft ist es nicht einfach die Teile zu beschaffen. Doch echte Oldtimer-Fans kennen die Bezugsquellen.
Unter Oldtimerfreunden gibt immer ausreichend Diskussionsstoff – besonders, wenn Zwei das gleiche Modell besitzen.
Obwohl die Strecke nach Bad Windsheim unweit von der Aisch entlang führt, sind einige Höhen zu bewältigen. Bergfahrten sind für die Hundertjährigen kaum ein Problem. Schwierig sind eher Gefällstrecken – die Bremsen waren damals noch nicht ausgreift. Manche Autos haben nur eine Handbremse – und das noch außerhalb des Fahrzeugs.
Die Strecke bewältigen die Oldtimer in knapp drei Stunden – die eingeplanten Pausen werden einfach nicht genutzt. Alle sind fit – die Autos und die Fahrer. So sind wir noch vor 12:00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Freiland-Museum Bad Windsheim.
Hier wird sportlich gefahren – die wenigen PS werden voll genutzt – doch Überholen in der Kurve – ob das wohl sein muss? Doch zum Glück gab es keine Unfälle unterwegs – alle sind heil in Bad Windheim angekommen. Nur ein Oldtimer musste verladen werden. Nun, einem Hundertsiebenjährigen kann so etwas schon passieren.
Von der Museumsleitung werden wird freundlich empfangen – es ist uns gestattet in das Freiland-Museum einzufahren. Die Oldtimer parken vor dem Kommunenbrauhaus.
Der Museumsleiter begrüßt die Teilnehmer und erzählt die Historie des Museums. Im Anschluss daran gibt es eine Führung durch das Museum mit einem kleinen Imbiss.
Der Rundgang durch das Museum ist eine Zeitreise durch 700 Jahre fränkische Alltags-geschichte. Über 100 Gebäude – weitgehendst originalgetreu eingerichtete Bauern-höfe, Handwerkerhäuser, Werkstätten, Schulen und Gasthäuser vermitteln, wie die fränkische Bevölkerung in der Vergangenheit gelebt und gearbeitet hat.
Wir besuchen das Schulhaus – einfach war das Leben damals nun wirklich nicht.
Auch in der 1. Klasse gab es nur Holzbänke.
Als ich 1946 in die Schule kam, hatten wir dort auch einen eisernen Ofen. Einer unserer Klassenkameraden kam auf die Idee, den Harzer Käse von seinem Schulbrot auf den Ofen zu legen. Die Schulstunde war beendet – der Gestank war unerträglich.
Nach diesem Stress ist eine Pause unbedingt notwendig – im nächsten Haus und bekommen wir Schmalzbrote und selbst gekelterten Obstsaft – einfach lecker!
Nach dem Rundgang durch das Museum gibt es noch ein Gruppenfoto – danach kehren wir zum Mittagessen im das Kommunenbrauhaus ein. Gegen 14:00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Höchstadt.
Die Strecke vom Freiland Museum nach Höchstadt ist nicht so ganz einfach. Die alten Autos müssen die Hügel zwischen dem Aischtal und dem Tal der Regnitz überwinden. Langgestreckte Steigungen und recht steile Gefällstrecken sind nicht gerade ideale Strecken für die Oldtimer – dazu kommen immer wieder Baustellen und Umleitungen. Doch die Fahrer kennen derartige Situationen und können damit gut umgehen.
Nach zwanzig Kilometern machen wir eine Pause im Biergarten zu Baumhaus. Dieser Biergarten ist etwas ganz besonderes in Franken – hier gibt es nicht nur Bratwürste, Kellerplatten und Bier, sondern auch Kaffee, Kuchen und Eis. Und: eigentlich gibt es in Franken keine Biergärten – sondern nur Keller. Aber – der Biergarten in Rennhofen ist eben etwas ganz Besonderes.
Samstag, 6. August 2016
Die Oldtimer fahren durch das Karpfenland – das heutige Ziel ist Herzogenaurach.
Die Stecke ist kurz und einfach zu fahren – bis Herzogenaurach sind es nur 25 Kilo- meter. Trotzdem gab es zwei Probleme: Einer der Ford T mochte einfach nicht mehr. Und unser ältestes Auto, der Renault von 1899, hatte sich wohl gestern überanstrengt – heute muckte er. Hilfe wird bei den Oldtimerfreunden jedoch großgeschrieben – trotzdem: beide Autos mussten zurück ins Depot.
Wenn das eigene Auto nicht mehr fährt, ist die Ausfahrt für die Besitzer nicht zu Ende – Mitfahrgelegenheiten gibt es immer.
Sauber aufgereiht stehen die Fahrzeuge zur vereinbarten Zeit auf dem Kirchenplatz in Klaus-Peter Gäbelein, der Vorsitzende des Heimatvereins, hat einen Empfang beim Bürgermeister und eine Führung durch die historische Altstadt organisiert.
Von Herzogenaurach geht es steil den Berg hinauf über Weisendorf nach Mühlhausen. Die Familie Kaiser hat in ihrem Blumen-Center alles für die Kaffeepause vorbereitet.
Für die Oldtimer ist der rote Teppich ausgerollt. Die Fahrer und Beifahrer haben histo-rische Kostüme angezogen und die Theatergruppe des Heimatvereins Höchstadt ist inzwischen auch eingetroffen.
Von Mühlhausen zum Kellerberg-Gelände in Höchstadt sind es nur wenige Kilometer. Dort erwartet uns eine riesige Menschenmenge – so viele schöne alte Autos sieht man eben nicht jeden Tag. Musik vom Leierkasten und eine Ansprache vom Bürgermeister der Stadt runden das große Finale ab.
Die Presse – hier Tina Meier vom Fränkischen Tag – interviewt die Teilnehmer.
Gegen 18:00 Uhr ist die Veranstaltung zu Ende. Die Oldtimer fahren den Kellerberg hinunter zum Omnibus-Depot der Firma Vogel.
Der Abschlußabend findet wieder im Höchstadter Stadtschloss statt.
Zur Einstimmung gibt es natürlich einen Sektempfang. Reinhard W. Grasse begrüßt die Teilnehmer und lädt sie zu einem Fränkischen Buffet im Schloßgewölbe ein.
Nach dem Abendessen taucht plötzlich Tante Käthe – alias Julia Kempken – auf. Sie mischt sich unter die Teilnehmer; sie singt, steppt und tanzt –alle sind begeistert.
Damit endet die Karpfenland-Ausfahrt 2016 und der Abend, an dem die Teilnehmer wohl Freude hatten. Am nächste Morgen werden die Oldtimer verladen und ab geht es nach Hause.
Fotos: Anita Kopp – Werner Straube – Wolfgang Kinder
Gestaltung:
Was ein zufall. Sehe ich dar mein alter oakland nog mal. Gut zu wissen das es ihr gut gehet. Hat mir sehr gefreud.